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Vorausschauende humanitäre Hilfe bedeutet, vor dem Eintreten vorhersehbarer Extremereignisse zu handeln und so deren Auswirkungen zu verringern und menschliches Leid und Verluste zu reduzieren. Programme und Projekte vorausschauender Hilfe werden derzeit hauptsächlich in konfliktfreien Kontexten durchgeführt und konzentrieren sich meist auf Extremereignisse im Zusammenhang mit wetter- und klimabedingten Gefahren. Dabei sind jedoch Orte, die mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Klimawandel betroffen sind, auch zunehmend von bewaffneten Konflikten und Gewalt betroffen, was das humanitäre System vor große Herausforderungen stellt und die von Konflikten betroffenen Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig stark trifft. In diesem Kurs wirst Du das Potenzial der Durchführung vorausschauender humanitärer Maßnahmen in bewaffneten Konflikten untersuchen, indem Du zwei Szenarien betrachtest: a. Vorausschauende Hilfe für klimabedingte Gefahren in einem Kontext, der bereits von Konflikten betroffen ist, und b. die Vorhersage der humanitären Auswirkungen von Konflikten selbst. Du wirst herausarbeiten, welche Chancen, Herausforderungen und Risiken in der Einrichtung von vorausschauenden Maßnahmen für beide Ziele liegen. Das Training hat einen explorativen Charakter und richtet sich an Teilnehmer mit Vorkenntnissen im Bereich FbF und vorausschauende Hilfe.
Nach einer Einführung in das Konzept der vorausschauenden humanitären Hilfe, der aktuellen Finanzierungsmechanismen und ihrer Herausforderungen in Konfliktkontexten konzentriert sich der Kurs auf bestehende Ansätze, wie sie in Konfliktkontexten funktionieren sowie auf verschiedene Akteure und ihre Positionen. Darüber hinaus werden Dir Möglichkeiten aufgezeigt, das erworbene Wissen in Deinem unmittelbaren Arbeitsumfeld anzuwenden. Beispiele werden sowohl von größeren humanitären Organisationen wie der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, UN-Organisationen, dem START-Netzwerk als auch von kleineren NGOs eingebracht. Das Training ist Teil des Zertifikatsprogramms der aha und kann für ein Certificate of Advanced Studies im Bereich "Anticipatory Humanitarian Action" angerechnet werden.
Wie der aktuelle Stand der Forschung und die Rolle verschiedener Akteure aussehen
Welche verfügbaren Konzepte für vorausschauende humanitäre Hilfe in Konfliktkontexten existieren und welche Möglichkeiten und Grenzen diese bieten
Welche unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen für zwei Haupttypen der vorausschauenden humanitären Hilfe in Konfliktkontexten: (1) die Vorhersage der Auswirkungen extremer Wetterereignisse in Konfliktsituationen oder (2) die Vorhersage der humanitären Auswirkungen neuer/verschärfter Konflikte (siehe Wagner und Jaime, 2020)
Welche Herausforderungen, Chancen und Risiken es birgt, AA-Systeme in Konfliktsituationen einzurichten, einschließlich eines Verständnisses von Vorhersagemodellen sowohl für Extremwetterereignissen in konfliktbetroffenen Ländern als auch für die Vorhersage von Konflikten, des Verständnisses von 'Compound Risks' als Grundlage für die Einrichtung von Entscheidungsprozessen und die Auswahl frühzeitiger Maßnahmen
Mitarbeitende von humanitären NGOs mit mehrjähriger Berufserfahrung, vorzugsweise in Kontexten von Konflikt, Fragilität oder Vertreibung, Teilnehmende des Kurses "Einführung in die Mechanismen vorausschauender humanitärer Hilfe"
Grundlagen vorausschauender humanitärer Hilfe in Konfliktkontexten; Gruppen-"Wettkampf" um die Pros und Contras einer Ausweitung vorausschauender Ansätze auf Konfliktkontexte
Kursleitung
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist eine der größten Nationalen Gesellschaften und momentan in etwa 50 Ländern in Afrika, Asien, dem Mittleren Osten und Lateinamerika tätig. Seit 2013 arbeitet die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung aktiv daran, antizipative humanitäre Hilfe über Pilotprojekte ins Feld zu bringen. In enger Kooperation mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften und dem Rotkreuz-Klimazentrum konnte das DRK im Auftrag des Auswärtigen Amtes die Umsetzung des Forecast based Financing-Ansatzes in mehreren Projektländern testen und die Methodik verfeinern. Weitere Kooperationen existieren mit verschiedenen humanitären Partnern wie dem Welternährungsprogramm, dem United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (UN-OCHA), der Welthungerhilfe und der internationalen Geber-Gemeinschaft.
Wagner, M. & Jaime, C. (2020). An Agenda for Expanding Forecast-Based Action to Situations of Conflict, in: GPPi Working Papers. Online verfügbar.
27.9.2021 - 08.10.2021
24 Stunden Unterricht
Online-Kurs